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TaxonomieNachhaltigkeitEuropäische Union

„Andere Weltregionen machen nicht nichts“

30.03.2023Artikel
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FRANKFURTER BANKENTAG 2023

Von Sebastian Schmid, Frankfurt, 29.03.2023, Börsen Zeitung

Mit der Taxonomie versucht die Europäische Union bei Nachhaltigkeitsthemen vorauszugehen. Gerald Podobnik, CFO Investment Bank, Corporate Bank und ESG bei der Deutschen Bank , warnt in der Panel-Diskussion auf dem Bankentag des Bankenverbands Mitte davor, andere Länder in der Debatte auszublenden. „Europa geht vielleicht voraus. Aber andere Weltregionen machen nicht nichts.“ Bei aller Kritik am Staatssystem habe auch China mittlerweile breitere ESG-Ziele. Da gebe es den Versuch, eine Annäherung mit Europa hinzubekommen. Auch in den USA sei selbst in der Trump-Administration mehr gemacht worden, als in den Medien zu lesen war. „Ich setze mich dringend dafür ein, dass Deutschland einen engeren bilateralen Austausch mit Amerika sucht.“ Gerade im Finanzsystem werde Amerika auch künftig noch viel bestimmen. „Wir werden auf der Regulierungsseite natürlich nie eine komplette Übereinstimmung haben. Aber eine gemeinsame Basis wäre schon sehr wünschenswert.“

Das gelte umso mehr, da die „Nachhaltigkeitsstrategie von heute die Wettbewerbsfähigkeit von morgen bestimmt“, wie Sarah Schmidtke, Geschäftsführerin des Bankenverbands Mitte, betont. Ein wesentliches Problem für Banken wie Unternehmen bleibe die Standardisierung.

Das schürt natürlich die Erwartungen an den Standardsetzer ISSB. Jenny Bofinger-Schuster, die seit 120 Tagen dabei ist, betreibt Erwartungsmanagement: „Anders als auf der Finanzseite gibt es für die Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht einen einzigen durchgängigen, globalen Standard. Unsere Aufgabe ist es nun, ebendiesen zu erstellen.“ Dabei setze der ISSB auf Prozesse des IFRS auf, die sich bereits bewährt hätten. Die Arbeit erfolge also nicht in einer stillen Kammer. Im Gegenteil: „Da gibt es einen transparenten, öffentlichen Beratungsprozess.“

Die Banken müssten sich mit dem Thema schon aus Eigeninteresse befassen, so Podobnik. Wenn es neue Regulierung gibt, „entsteht meist auch ein großes Geschäftsfeld daraus.“ PwC-Partner Andreas Feiner weist dabei auch auf eine leichte Schieflage hin: Banken müssen oft bereits Daten berichten, die viele Unternehmen Stand heute noch nicht einmal erheben. „Standards könnten hier enorm helfen.“

Allerdings warnt Feiner davor, zu eng auf den Klimawandel zu fokussieren. Vieles spreche leider dafür, dass das 1,5-Grad-Ziel verfehlt werde. Für Unternehmen gehe es auch darum, wie sie sich mit ihren Lieferketten in einer Welt aufstellen, in der es immer wärmer wird.

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Sarah Schmidtke

Geschäftsführerin

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